Der schmerzhafte Rosenkranz
Vorbereitende Gedanken
"Ich habe keine Zeit" ist ein merkwürdiger Satz. Denn wir haben immer Zeit. Alles was wir tun, geschieht in der Zeit. Die Zeit läuft dahin, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Wir haben also immer Zeit. Die Frage ist nur; wie wir unsere Zeit verwenden und wie intensiv wir sie erleben.
Meistens vergeuden wir die Zeit. Viele Jugenliche versitzen Stunden beim Zappen vor dem Fernseher oder beim Spielen auf dem Computer. Erholung und Ablenkung kann okay sein. Aber alles braucht ein Maß. Zeit, die vertan wird, kann man nicht mehr zurückholen.
Zeit ist dann wertvoll, wenn sie bewusst und gut gelebt wird. Besonders wertvoll ist unsere Zeit dann, wenn wir sie mit jemandem verbringen, den wir lieben: wo wir uns wohl fühlen, wo wir uns geborgen, aufgebaut und gestärkt fühlen. Darum haben Verliebte plötzlich sehr viel Zeit füreinander, weil das Zusammensein als wertvolle Zeit empfunden wird.
"Ich habe keine Zeit", sagen viele Menschen, wenn es um das Gebet geht. Gebet heißt: Zusammensein sein mit Gott, Zeit haben für Gott. Gott hat immer Zeit, Er wartet auf uns. Und Gott liebt uns. Darum ist das Zusammensein mit Gott im Gebet die wertvollste Zeit, die es überhaupt gibt.
Aber das Zusammensein mit Gott, das Gebet, braucht heute eine intensive Bewerbung. Wir Christen sind gebetsfaul geworden, vielleicht auch lieblos gegenüber Gott. Er wartet und wir lassen Ihn warten...Das ist nicht fair gegenüber dem Schöpfer der Welt, der uns durch Seinen Sohn erlöst hat. Wir versetzen das Liebste, das es gibt. Und wir könnten so viel davon profitieren. Denn wo jemand mit Gott, dem Allmächtigen, zusammen ist, da schöpft er neue Kraft.
Wir müssen wieder beten lernen. Gebet muss man üben. Wir sind veräußerlicht, abgelenkt und darum gestresst und unzufrieden. Gott kann man nur im Inneren des Herzens begegnen. Und darum müssen wir uns aufmachen, in dieses Innere unser selbst zu gehen. Das ist eine aufregende Reise.
Versuchen wir auf dieser Reise dem Sohn Gottes, der aus Liebe zu uns das Kreuz auf Sich genommen hat, im Inneren unseres Herzens zu begegnen. Er wartet, um uns mit Kraft, Liebe und Segen zu beschenken.
Wir beten nicht alleine. Wir grüßen Maria, die Frau, die Gott zur Mutter Seines Sohnes erwählt hat. Und weil Maria so ganz von Gott berührt ist, weil sie wie keine andere erfahren hat, was für ein Glück es ist, zu Gott Ja zu sagen, darum will sie auch, dass wir dieselbe Erfahrung machen. Das Schöne am Rosenkranz ist, dass wir an der Hand der Mutter sicher zu unserem Herrn und Gott geführt werden.
Maria, Mutter des Herrn, du gehst mit uns den schmerzhaften Weg deines Sohnes und leidest mit Ihm, bist der Herr unter dem Kreuz alle Menschen dir als deine Kinder anvertraute. Hilf uns, mit dir den Weg deines Sohnes betrachtend zu gehen und führe uns zu Ihm, damit wir Ihm wie Petrus sagen können: "Herr, Du weißt, dass ich Dich liebe!"
Pater Karl Josef Wallner
1. Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.
Mein Jesus, du hast im Garten Getsemani Blut geschwitzt. Du hast den Vater gebeten, dass der bittere Kelch an Dir vorübergehe, hast aber gleich hinzugefügt: "Vater, es geschehe dein Wille!" Du hast so viele leidende Menschen gestärkt, doch in Deinem Leid bist Du allein geblieben. Es gab niemanden, der Dir geholfen hätte! Der Vater hätte Dir beistehen können, Du wolltest aber den bitteren Kelch allein trinken. Deine Todesangst war so unermesslich groß, dass Du Blut geschwitzt hast. Ich glaube, Herr, dass das Kreuz und das Leid der ganzen Welt Dir in diesem Augenblick im Geiste gegenwärtig waren.
Jesus, ich danke Dir für jeden Tropfen Blut, den Du vergossen hast. Ich weiß, dass seit diesem Augenblick jedes Leid der Welt zu einem erlösenden Leid wird, weil wir durch unser Leid an Deinem Erlösungswerk mitwirken können. Ich bitte Dich, schau jetzt auf alle, die den Willen des Vaters suchen. Hilf auch denen, die Seinen Willen erkannt haben, aber zu schwach sind, sich ihm zu fügen. Gib, dass ihr Leid dadurch erträglicher wird, dass sie sich mit dem Unvermeidlichen abfinden und den Willen des Vaters bereitwillig auf sich nehmen.
* Nach der Betrachtung werden ein "Vater unser" und zehn "Ave Maria" gebetet, wobei das betrachtete Geheimnis auch in jedes "Ave Maria" eingefügt werden kann. Mit dem "Ehre sei dem Vater..." und "O mein Jesus, verzeih uns..." wird das erste Gesätz beendet.
2. Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.
Jesus, Du bist im Hof des Palastes des römischen Statthalters Pilatus gegeißelt worden. Du wurdest, wie es damals üblich war, an eine Säule gebunden, und die Gerichtsdiener haben Dir 39 Schläge verabreicht. Mein Jesus, dieses Bild verschlägt mir den Atem, das Blut erstarrt in meinen Gliedern. Dein Leib ist mit Wunden bedeckt. Du hast aber denen, die Dich gegeißelt haben, großmütig verziehen.
Ich bitte Dich nun durch das Leid, das Dir die Geißelung zugefügt hat, auch jenen zu helfen, die nicht bereit sind, sich dem Willen des Vaters zu beugen, die sich gegen den Willen Gottes auflehnen und so ihr eigenes Leid nur noch vermehren. Befreie sie von der Selbstsucht, lehre sie Verzeihung und Liebe! Ich danke Dir für das Beispiel der Liebe und der Versöhnung, das Du uns damals gegeben hast, als man Dich so unbarmherzig geschlagen hat.
* Nach der Betrachtung werden ein "Vater unser" und zehn "Ave Maria" gebetet, wobei das betrachtete Geheimnis auch in jedes "Ave Maria" eingefügt werden kann. Mit dem "Ehre sei dem Vater..." und "O mein Jesus, verzeih uns..." wird das zweite Gesätz beendet.
3. Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.
Mein Jesus, nach der Geißelung haben sie Dich mit einer Dornenkrone gekrönt. Sie haben Dir Narrenkleider angezogen und Dich verspottet. Deine Freunde haben Dich im Stich gelassen, Du hast nur feindliche und hasserfüllte Gesichter gesehen. Hass und Bosheit waren hier am Werk, Menschen, die von Hass erfüllt und böse sind, werden immer zu schrecklichen Taten fähig sein. So auch damals. Sie waren nicht zufrieden, dass sie Dich blutig geschlagen haben, sie haben Dich auch noch verspottet, ausgelacht und mit Dornen gekrönt. Du hast aber den Hass und die Bosheit auch diesmal besiegt. Du bist in Deinem Leid ruhig geblieben. Deine Peiniger mussten an Deiner Haltung erfahren, dass Du auch sie verstehst, noch mehr, dass Du sie liebst und sie nicht verurteilst. Ihre Bosheit dagegen kannte keine Grenzen. So ist es immer, wenn sich das Böse eines Menschen, einer Familie, einer Gemeinschaft bemächtigt. Es hört nicht auf zu zerstören. Herr Jesus, schau auf alle, die verspottet, gedemütigt, ausgelacht und verstoßen werden. Durch Deine Dornenkrone befreie sie aus den Händen jener, die ihnen Leid zufügen und sie unterdrücken. Reinige ihre Herzen von Hass, damit sie keine Rache planen und das Böse nicht mit Bösem vergelten. In Deinem Namen, Herr Jesus, sollen alle zum Verzeihen bereit sein.
* Nach der Betrachtung werden ein "Vater unser" und zehn "Ave Maria" gebetet, wobei das betrachtete Geheimnis auch in jedes "Ave Maria" eingefügt werden kann. Mit dem "Ehre sei dem Vater..." und "O mein Jesus, verzeih uns..." wird das dritte Gesätz beendet.
4. Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat
Du hast das Kreuz auf den Kalvarienberg getragen. Alles, was ich über Deinen Kreuzweg weiß, erfüllt mich mit Schrecken und Entsetzen. Doch im Meer des Leidens und der Schmerzen haben Dir drei Menschen wenigstens ein wenig Trost gebracht: Maria, Deine Mutter, Veronika, die Dir ein Schweißtuch gereicht hat, und Simon von Zyrene, der Dir geholfen hat, das Kreuz zu tragen. Du warst bestimmt auch für diesen kleinen Trost dankbar und hast Deinerseits Trost und Kraft gespendet. Möglicherweise hast Du Dich dabei auch gefragt: Wo sind die anderen, denen ich so selbstlos geholfen habe? Ich weiß, Du hast auch diese verstanden und hast Dein Kreuz auch für sie aufgeopfert. Hilf mir, Jesus, dass ich lerne, das Leid meiner Mitmenschen zu bemerken, damit ich in schweren Stunden trösten kann und es mir nie schwerfällt, das Kreuz der Mitmenschen auf mich zu nehmen und es zu tragen. Besonders bitte ich dich, hilf uns allen, dass wir einander das Kreuz nicht erschweren und das Leid nicht vergrößern. Denn es ist der Wille des Vaters, dass wir schon in dieser Welt schöne Stunden erleben, uns gegenseitig lieben und einander helfen, wenn wir leiden müssen.
* Nach der Betrachtung werden ein "Vater unser" und zehn "Ave Maria" gebetet, wobei das betrachtete Geheimnis auch in jedes "Ave Maria" eingefügt werden kann. Mit dem "Ehre sei dem Vater..." und "O mein Jesus, verzeih uns..." wird das vierte Gesätz beendet.
5. Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.
Mein Jesus, Du hast Deinen Geist dem Vater empfohlen und bist am Kreuz gestorben. Du hast den Kelch, den Dir der Vater gereicht hat, bis zur Neige geleert. Ich kann unter dem Kreuz kein Wort mehr sprechen, ich kann nur schweigen.
(Verharre eine Zeitlang in Stille und denke über die Ereignisse auf dem Kalvarienberg nach!)
Hier kann man nicht reden, man kann nur betroffen schweigen und weinen: Kann die menschliche Bosheit so weit gehen? Ist die Liebe Gottes zu uns wirklich so groß, dass Er Seinen eingeborenen Sohn nicht verschont hat, sondern Ihn dahingab, damit Ihn die Menschen für unser Heil ans Kreuz schlagen? Ist Gott wirklich so gütig und barmherzig, dass Er durch die Verdienste Jesu uns allen vergeben hat? Mein Jesus, ich danke Dir für alle, was Du für uns getan hast. Ich bitte Dich, lehre uns verzeihen und lieben! Stärke alle, die nicht verzeihen können und im Hass verbleiben, weil sie zu wenig Liebe haben. Hilf uns allen, dass wir bereit sind, den Willen des Vaters zu erfüllen, und so auf dem Weg des Heiles weitergehen. Wir beten auch für die Sterbenden: Gib ihnen Kraft, dass sie im Frieden ihren Geist in die Hände des Vaters legen. Herr Jesus, lass sie leben in Deinem Frieden!
* Nach der Betrachtung werden ein "Vater unser" und zehn "Ave Maria" gebetet, wobei das betrachtete Geheimnis auch in jedes "Ave Maria" eingefügt werden kann. Mit dem "Ehre sei dem Vater..." und "O mein Jesus, verzeih uns..." wird das fünfte Gesätz beendet.
Mit einem Kreuzzeichen beenden wir den schmerzhaften Rosenkranz!
Quelle: Ein Auszug aus Gebetsaktion Medjugorje Wien, Das Beten des Rosenkranzes, Band 17.