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Betrachtungen

Das Fasten schenkt uns Freiheit

In seinem Buch “Fasten” erklärt Pater Slavko Barbaric die Wichtigkeit und Schönheit des Fastens, zu dem uns die Muttergottes am Mittwoch und Freitag einlädt. Dies kann uns das eine wertvolle Hilfe sein.

Die Menschen der westlichen Welt haben nicht nur das, was sie benötigen, sie haben sogar zu viel. Mit diesem Überfluss sind wir in Gefahr, unsere Seele und unser psychisches Leben darin zu ertränken. Wenn wir unser psychisches Leben ersticken, werden wir blind für das, was wir haben. Dabei haben wir das Gefühl, immer mehr zu benötigen. Indem wir nicht sehen, was wir haben, und indem wir immer mehr wollen, entstehen in unserer Seele Konflikte: Wir sehen nicht mehr das Wesentliche, sondern wir können nur noch das sehen, was wir nicht haben. Mit anderen Worten: Wenn wir alles zur Verfügung und im Übermaß haben, lernen wir etwas nicht, was aber für unser Leben sehr wichtig ist: zu warten, geduldig zu sein mit den anderen und mit den materiellen Dingen. Vor allem für die Jugendlichen ist das eine große Gefahr.

Was will uns das Fasten hier lehren?
Zwei Tage mit allen Dingen, die wir haben, zu leben, ohne sie anzurühren, und am Donnerstagmorgen zu sehen: „Schau, ich lebe.“ Und auch am Samstag zu sehen: „Gestern habe ich nichts gegessen, keine Schokolade und keine Kekse, und ich lebe noch immer.“ Es ist nicht leicht, mit Dingen zu leben und sie nicht anzurühren. Aber jene, die zu fasten beginnen, fangen an, dieses Verhalten zu erlernen. So entwickelt sich eine neue Kraft, Schwierigkeiten zu überwinden und mit Problemen zu leben.

Die Not lindern
Auf dieser Stufe lernen wir, mit den anderen zu teilen. Sehen Sie, es gibt viele auf der Welt, die froh wären, so leben zu können, wie wir fasten. Wir können das Brot wählen, sie aber sterben, wenn sie nicht dieses eine Stückchen Brot bekommen. Mit einem einzigen Stück Brot kann man noch leben. Wenn man nicht einmal das bekommt, stirbt man. Den Frieden kann man lernen, indem man die anderen sieht, ihnen hilft und mit ihnen zu teilen versteht.

Die spirituelle Ebene
Ganz einfach, man betet besser, wenn man fastet. Dann tritt man leichter in die Tiefe des Herzens, des Gebetes, ein. Und tatsächlich ist man an den Fasttagen weniger zerstreut. Wenn wir besser beten wollen, werden wir zu fasten beginnen müssen. Wenn wir fasten und wir beten dabei, hilft das unserem Fasten. Und mit dem Fasten wächst unser Streben nach Gott. Wenn wir mit dem Brot leben, werden wir auch das Eucharistische Brot entdecken, und unsere Liebe zum Eucharistischen Jesus wird wachsen. Indem wir fasten, öffnet sich auch der Geist für den Herrn, denn wir sehen, dass man nicht von Brot allein lebt, wie Jesus sagt, sondern auch von jedem Wort, das in das offene Herz dringt.

Das Fasten führt uns in die Freiheit
Durch das Gebet klammern wir uns an Gott und durch das Fasten lösen wir uns von den “angenehmen” Dingen, die uns an die Welt binden. Fasten führt zu einer neuen Freiheit des Herzens und des Geistes. Fasten ist ein Aufruf zur Umkehr, der an unseren Leib gerichtet ist. Mit einem Wort ist es ein Prozess, durch den wir frei und unabhängig von allen materiellen Dingen werden. Und indem wir uns selbst von den Dingen außerhalb von uns befreien, befreien wir uns auch von den Leidenschaften in uns, die unser inneres Leben in Ketten halten. Diese neue Freiheit schafft Platz in unserem Leib für neue Werte. Darum befreit uns Fasten von einer gewissen Knechtschaft und macht uns frei, uns am Glück zu erfreuen.

Zeugnis eines Pilgers
“Ich hatte zu fasten begonnen, weil meine Frau und meine Kinder fasteten; ich wollte nicht, dass meine Frau für mich allein kochen musste. Zunächst ereignete sich nichts Besonderes. Ich wusste, dass ich bei meinem Gebet zerstreut war. Ich wollte auf das Wort Gottes hören, aber ich konnte keine besondere Wirkung von ihm entdecken und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass ich mich unter seinem Einfluss veränderte. Ich hörte zu, aber dann widmete ich mich wieder meinen Geschäften, nichts in mir war verändert. Eines Tages wurde es mir deutlich klar, dass ich meine Art zu beten ändern musste. Es schien mir, dass meine neue Vorstellung vom Beten das Resultat der stillen Reflexion war, zu der ich während der Fasttage gelangt war. Plötzlich geschah etwas, das die Wirkung des Gebets klar demonstrierte. Lange Zeit hatte ich ein sehr schlechtes Verhältnis zu meinem Bruder und ich hatte mich an diese Situation gewöhnt. Wir sprachen kaum miteinander, und es berührte mich nicht einmal, dass sich unsere Frauen und Kinder so gut wie überhaupt nicht kannten. Ungefähr ein Jahr, nachdem ich zu fasten begonnen hatte, wurde ich mir bewusst, dass mich diese Situation schmerzte und mich bedrückte. Ich fuhr fort zu beten und zu fasten. Dann, eines Morgens, hatte ich das ungewöhnliche Gefühl, von einer Last befreit zu sein. Ich besuchte meinen Bruder und bat ihn um Verzeihung. Auch er war bereit dazu. Gott sei Lob und Dank! Jetzt leben wir als zwei wahre Brüder!”

Aus dem Buch "Fasten"

Fasten und Gebet: Boden für neues Leben

Das in Vergessenheit geratene Fasten
Wenn wir uns der biblischen Fastenpraxis (sei es im Alten oder im Neuen Testament), der Kirchentradition und der Heiligenerfahrungen bewusst werden, und dessen was heutzutage vom Fasten übrig geblieben ist, kann man mit Recht behaupten: „Das Fasten ist in Vergessenheit geraten.“ Anselm Grün schreibt: „Wo wird heute gefastet? Kaum noch dort, wo man es am meisten erwarten würde, in den Klöstern. Es werden viele Gründe angegeben, warum man heute nicht mehr nach der Regel vom heiligen Benedikt fasten kann oder so wie es Franz von Assisi praktiziert hat: Heute soll man mehr als früher arbeiten, das sei nicht mehr gesund, vieles soll zeitabhängig sein.“
Dem kirchlichen Gesetz nach gibt es nur noch zwei Fasttage: Aschermittwoch und Karfreitag. Wenn man dem Rat folgt, an diesen Tagen dürfe man sich einmal satt essen und zweimal weniger essen, ist es ersichtlich, dass Fasten eigentlich nicht mehr vorhanden ist, weil jeder vernünftige Mensch normalerweise gerade so essen sollte: sich einmal pro Tag satt essen und zweimal weniger essen, weil alles andere dem Organismus nicht gut tut.
Freitag war früher der Tag, an dem die Christen kein Fleisch gegessen haben. Jetzt können die Gläubigen nach eigener Wahl darüber entscheiden, was gewiss als ein großer Verlust sowohl für die geistige als auch für die körperliche Gesundheit angesehen werden kann. Fasten als Vorbereitung für die Festtage ist auch verschwunden. In der letzten Zeit ist es klar geworden, das der Sinn des Fastens völlig verloren gegangen ist, weil man nach offiziellen Erklärungen Fasten durch gute Taten oder ein anderes Opfer bzw. durch Verzicht ersetzten kann, was völlig falsch ist.
Derjenige, der nicht fasten kann, kann das Fasten auch durch nichts anderes ersetzten, wie auch ein Kranker durch kein Gebet die Teilnahme an der heiligen Messe ersetzten kann, obwohl ihn seine Krankheit dabei rechtfertigt. Wenn jemand z.B. auf Zigaretten oder Alkohol in der Fastenzeit verzichtet, ist das zwar sehr nützlich, aber hier handelt es sich nicht um Fasten. Wenn jemand gute Taten verrichtet, ist das auch gut, kann aber nicht Fasten ersetzten. Fasten und Gebet sind an erster Stelle Mittel für die innere Reinigung und Befreiung, und zweitens stellen sie Bedingungen für ein richtiges Wachstum des Geistes und ein korrektes Verhalten zu sich selbst, den anderen, der Natur und zu Gott dar.

Alle sind zum Fasten aufgerufen
Gesunde und Kranke, Junge und Alte, Reiche und Arme, Heilige und Sünder, alle müssen fasten, obwohl die Ergebnisse verschieden sein können. Gesunde werden durch Fasten und Gebet mehr Mitleid mit den Kranken bekommen. Kranke werden leichter ihr Kreuz ertragen können und nach Erfahrungen vieler auch schneller gesund werden. Jugendliche werden durch Fasten und Gebet ihre Freiheit bewahren, den schlechten Gewohnheiten besser widerstehen, sie besser erkennen und erfolgreicher gegen sie kämpfen können. Ältere Menschen werden durch Fasten und Gebet ihren Frieden erhalten, großzügiger und dankbarer werden und ihre Tage mit mehr Freude leben. Den Reichen wird durch Gebet und Fasten eher bewusst, was sie besitzen, so dass sie für ihre armen Brüder und Schwestern einen Teil ihres Besitzes leichter abgeben können. Fasten und Gebet kann sie von Hochmut und ungerechtem Verhalten den anderen gegenüber bewahren und ihnen helfen, für ihren Besitz Dankbarkeit zu zeigen. Den Armen können Fasten und Gebet beim Tragen ihres Kreuzes helfen, sodass sie durch ihre Armut nicht verbittert werden und damit sie der Versuchung widerstehen, das Materielle als wichtigstes Kriterium für das menschliche Glück zu betrachten. Einem Sünder helfen Fasten und Gebet, seine Sündhaftigkeit zu erkennen, die Verantwortung dafür zu übernehmen, seine Sünden von Herzen zu bereuen und eine neue Kraft im Kampf gegen das Böse zu bekommen. Den Heiligen können Fasten und Gebet bei ihrem Wachstum in Liebe, Glauben, Hoffnung, Hingabe und Vertrauen in Gott helfen. Auch die Umwelt könnte man durch Fasten und Gebet leichter schützen. Es gäbe weniger Abfall, und wir wären fähig, die allgemeine Gefahr zu überwinden, die darin besteht, dass wir die Naturschätze so ausbeuten, als gäbe es keine weitere Generation nach uns auf dieser Welt.
In der Zeit der Entstehung dieses Buches „Mit dem Herzen fasten“ wird immer wieder vom dritten Jahrtausend gesprochen und es werden viele Fragen danach gestellt, was es mit sich bringen wird. Es wäre angebrachter zu fragen, als welche Menschen werden wir das dritte Millennium betreten? Wenn wir auch in neuem Jahrtausend mit unserem Hochmut, unserer Habgier, unmäßigem Essen und Trinken und unserem unablässigen Rennen nach materiellen Dingen, nicht aufhören, werden wir wegen unserer Selbst- und Habsucht ständig Unglück hervorrufen und so unsere Familien, die Kirchengemeinschaft und die ganze Welt gefährden.
Fasten und Gebet neu zu entdecken bedeutet im biblischen Sinne,  die Bedingungen für ein neues Leben zu schaffen. Fasten darf nicht vergessen und missverstanden werden, Es muss eine entsprechende Stelle in unserem Leben bekommen wegen uns selber, der Natur, anderer Menschen und schließlich wegen unserer Beziehung zu Gott! Der kanadische Benediktiner Adalbert de Vogüe, gesteht in seinem Buch “To Love Fasting“, dass der Aufruf zum Fasten aus Medjugorje der Kirche geholfen hat, zum Fasten zurückzukehren.
„Das religiöse Fasten ist nicht völlig verschwunden. Die neuesten Erscheinungen der Muttergottes in Medjugorje haben aufs Neue diese alte Frömmigkeitsform – Fasten bei Brot und Wasser mittwochs und freitags – Ehre erwiesen. Das westliche Christentum hat aber lebendige Bräuche und geistige Motive vernachlässigt….“.

Pater Slavko Barbaric, aus dem Buch „Mit dem Herzen fasten".

Fasten und Dankbarkeit

Das Fasten hilft uns dabei, dankbare Menschen zu werden
Dankbarkeit ist die innerliche Einstellung eines Menschen, der sich tief in seinem Inneren als ein Geschöpf Gottes erlebt, und auch dessen bewusst ist, dass er über sein Leben nicht verfügt, sondern, dass ihm sein Leben und alles, was er hat, geschenkt wurde. Aus dieser Einstellung geht eine andere hervor, und zwar die Verantwortung vor demjenigen, der ihm alles gegeben und anvertraut hat. Wer sich im Klaren ist, dass alles, was er besitzt, eine Gabe ist, wird fähig sein, mit diesen Gaben anderen Menschen zu dienen und für die erhaltenen Gaben verantwortlich zu sein.
Zur Dankbarkeit gehört auch die Freude, anderen zu dienen, aber auch die Freude daran, dass andere über die Gabe verfügen, dass sie dienen können. Alle Gaben, die der Mensch erhalten hat, sind ihm anvertraut, aber immer wegen der anderen. Deshalb haben unsere persönlichen Gaben ohne Dienen keinen Sinn, wie auch das in die Erde vergrabene silberne Talent, das der Diener aus Angst versteckt und später seinem Herrn zurückgegeben hat. Er hat die Gabe weder verloren noch verschmutzt oder beschädigt: Das, was er erhalten hat, hat er auch zurückgegeben, und darin liegt auch seine Schuld (vgl. Mt 25, 14-30). Aus dem Gesagten ist ersichtlich, dass Dankbarkeit die Folge des Glaubens ist, weil uns der Glaube lehrt, dass wir erschaffen wurden und dass uns alles anvertraut wurde.

Zur Dankbarkeit gehört die Demut
Zur Dankbarkeit gehört auch die Demut. Ohne Demut ist es unmöglich, von Dankbarkeit als einer Einstellung zu sprechen. Der deutsche Ausdruck Demut besteht aus dem Wörtern „Mut“ und „dienen“, und der lateinische Ausdruck humilitas kommt vom Wort „humus“, die beste Erde, was auf die menschliche Mitarbeit mit Gott hinweist, weil der Mensch sein Herz vorbereitet, damit die Gaben wachsen und den anderen dienen können. Hochmut und Egoismus können als tödliche geistige Viren angesehen werden, bei deren Vorhandensein der Mensch sich selbst als einen unabhängigen Herrn seiner Gaben betrachtet und den anderen nicht dienen möchte, sondern will, dass andere ihm dienen. Das ist die vollständige Undankbarkeit.
Wenn der Mensch fastet und betet, wird sein Herz von jeder Sklaverei zu seinen Gaben, aber auch zu den anderen Menschen und der Welt befreit. Durch Fasten und Gebet befreit sich der Mensch von sich selbst, gewinnt den Raum seiner inneren Freiheit und in ihm kann er klar seine Wahrheit erkennen und sie leben. In dieser Freiheit nimmt der Mensch wahr, was Gott alles für ihn tut und vergisst das nicht. Genauso erkennt er das, was andere Menschen für ihn tun – sowohl große als auch kleine Dinge. „Fasten hilft dem Menschen, sich selbst als denjenigen zu erleben, der Gaben erhalten hat. Der Mensch opfert seine ersten Erträge und schafft im Gebet Raum und Zeit für Gott!“

Ein dankbarer Mensch ist ein Mensch des Friedens
Ein dankbarer Mensch ist deshalb der Mensch des Friedens, der in seinem Herzen Freude und Hoffnung trägt. Er wird nie enttäuscht sein, weil er von den anderen nichts erwarten wird und wird alles für sie tun. Wenn man Undankbarkeit im Herzen trägt, dann kann es weder Frieden noch Freude geben, weil einem egoistischen und hochmütigen Menschen niemand je genug dienen kann, weder Gott noch der Mensch. Er wird immer mehr von den anderen verlangen und wenn er das nicht bekommt, wird er enttäuscht sein; aus der Enttäuschung heraus entsteht Gewalt, Nervosität und alles andere Übel.

Sünde ist eine Folge der Undankbarkeit
Jede Sünde ist eigentlich eine Folge der Undankbarkeit, bzw. eine Folge des Egoismus und des Hochmuts. Wenn der Mensch nicht sieht, was Gott für ihn tut und für ihn bedeutet, wendet er sich zu sich selbst und zu der Welt. Ein undankbarer Mensch ist vergesslich, was bedeutet, dass er alles Gute nur wegen einer Situation vergessen kann, die ihm nicht gefällt.
Wenn wir die erste Sünde von Adam und Eva betrachten, werden wir leicht Vergesslichkeit und Undankbarkeit erkennen. Gott hat dem Menschen die Bedingungen für ein glückliches Leben geschaffen. Dem Menschen wurde auch ein Verbot ausgesprochen – nicht zu vergessen, dass er ein Geschöpf ist, dass er einen Herrn hat. Der Versucher hat Evas Blick von all dem abgewandt, was sie hatte und besaß, was sie berühren und speisen durfte, und hat ihre Augen für das geöffnet, was sie nicht hatte und nicht haben durfte. Das Gespräch zwischen dem Versucher und Eva stellt eine klassische Situation dar, wie die Sünde entsteht. Die erste Reaktion Evas war gut: „Gott hat gesagt, dass wir das nicht berühren dürfen“. Der Versucher bedient sich der Frage, die in jeder Sünde enthalten ist. „Wer ist dieser Gott, dass er dir das verbietet?“ Eva vergisst alles, was sie besitzt, greift mit ihrer Hand nach dem, was sie nicht besitzt – und es entsteht die Sünde. Welches Glück, wenn Eva gesagt hätte: „Ich berühre zuerst alles, was mir erlaubt ist, und danach  tue ich auch das Verbotene“; dann hätte der Versucher den Moment des Verstoßes nicht erlebt, weil so vieles erlaubt war (vgl. Gen 3, 1-7).
Wenn der Mensch blind für die Taten der andern wird, und nicht sieht, was z.B. die Ehefrau, der Ehemann, die Eltern, die Kinder für ihn tun, sondern nur das bemerkt, was nicht getan wurde, befindet er sich im Zustand der Vergessenheit und Blindheit und öffnet sich der Sünde. Wenn wir nicht vergessen würden, was unsere Eltern für uns getan haben, gäbe es nie Konflikte zwischen den Eltern und den Kindern! Wenn der Mann nicht vergessen würde, was die Frau für ihn tut und umgekehrt, gäbe es keine Scheidungen! Wenn wir gegenseitig Anerkennung und Lob aussprechen könnten für das, was getan wurde, würden wir gemeinsam in Freude und Frieden leben.
Stellen wir uns eine Situation in der Familie vor: Wenn die Familienmitglieder abends nach Hause zurückkehren, wo die Mutter den ganzen Tag im Hause gearbeitet hat, und wenn sie bemerken, was sie gemacht hat und ihr dafür danken, werden alle von Freude erfüllt; wenn sie aber zuerst bemerken, was nicht getan wurde und mit Vorwürfen und Tadeln anfangen, kommt es zu Rechtfertigungen, Angriffen und Verteidigungen, was wiederum zu Unruhe, Trauer und Auseinandersetzungen führt.
Die goldene Regel jeder Erziehung ist gerade die Dankbarkeit: das Gute bei den anderen zu sehen und anzuerkennen. Ein deutsches Sprichwort sagt: „Wenn man anstatt tadeln loben würde, könnte man jeden Tadel ertragen!“
Oft benehmen wir uns wie ein Lehrer in der Schule, der zuerst nach Fehlern sucht, um sie danach mit einem Rotstift zu unterstreichen, damit sie bemerkbarer werden. Ich finde da nicht falsch, aber vielleicht wäre es besser, das Richtige zu unterstreichen, damit man die Fehler leichter akzeptieren kann. Wer nur auf die Fehler reagiert, verliert jede Autorität bei der kritisierten Person. Negative Reaktionen führen aber bei vielen Menschen zu verschiedenen Komplexen, Unsicherheit und zur Vorstellung, dass ihr Leben wertlos ist, und zwar nur deshalb, weil andere den Wert ihrer Arbeit nicht anerkennen. Solche Vorstellungen können sich negativ auf das ganze Leben dieser Person auswirken.

Das Fasten hilft uns, dankbar zu sein
Um ein Verhältnis voller Dankbarkeit zu Gott und zu den Menschen zu entwickeln, müssen wir uns zum Fasten entscheiden. Mit dem Fasten beginnt der Reinigungsprozess und wird auch fortgesetzt, und eine reine Seele so wie ein reines Herz können sowohl Gott als auch die Menschen besser sehen, die anderen leichter erkennen und anerkennen, und dankbar sein.
Wenn der Mensch die innere Freiheit erlangt, wird er fähig, Gutes zu tun und sogar sein materielles Gut mit anderen zu teilen, weil er gut einschätzen kann, was er besitzt und auch gut unterscheiden kann, was er tatsächlich braucht, und was er den anderen geben kann. Deshalb werden von fastenden Personen auch gute Taten erwartet. Gute Taten sind die Frucht des Fastens und des Gebetes, deshalb können Fasten und Gebet nicht durch sie ersetzt werden, wie es leichthin gesagt wird. Wenn der Prophet vom Fasten spricht, dass Gott nicht gefällt, dann tadelt er das egoistische Benehmen gegenüber den anderen. Jesaja sagt: „Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen“ (Jes 58, 6-8).
Bei der Dankbarkeit handelt es sich also nicht so sehr um das ausgesprochene Wort „Danke“, sondern um die richtigste Einstellung, die der Mensch zu sich selbst als dem Geschöpf und zu allen seinen Gaben, zu Gott als Geber, zu den anderen und zu den materiellen Dingen haben muss. Wenn wir die Einstellung Jesu zur Dankbarkeit betrachten, wird ersichtlich, dass sein ganzes Leben auf Danksagung zum Vater beruht.
„Beim Abendmahl und Kreuz entdeckt Jesus die Erleuchtung seines ganzen Lebens und seines Todes: Danksagung dem Vater aus dem Herzen seines Sohnes. Es sind Leiden und Tod notwendig, damit der Vater verherrlicht wird (vgl. Joh 17, 1). Sein ganzes Leben ist die Danksagung, die manchmal ausdrücklich und festlich ist, damit sie die Menschen gewinnt zu glauben und mit ihm Gott zu danken (vgl. Joh 11, 42)“.

Ein dankbarer Mensch wird zu einem Menschen des Gebets
Deshalb wird ein dankbarer Mensch zu einem Menschen des Gebets, und in dem Sinne kann auch der Aufruf zur dauernden Dankbarkeit oder zum dauernden Gebet begriffen werden. Für den heiligen Paulus ist das christliche Leben Danksagung (vgl. Röm 1, 8; 1Thess 3, 9 usw).
Die Dankbarkeit auf der Erde verwandelt sich in die ewige Dankbarkeit im Himmel. Ich werde nie das Zeugnis einer der Seherinnen gerade im Zusammenhang mit dieser Frage vergessen. Als sie bezeugt hat, dass ihr die Muttergottes das Paradies gezeigt hat, wurde ihr die Frage gestellt: „Was wird im Paradies gemacht?“ Sie hat geantwortet. „Im Paradies dankt man, und wir werden die ganze Ewigkeit für diese Dankbarkeit brauchen, wenn wir all das sehen, was Gott für uns getan hat!“.

Näher zu Jesus durch Maria

Da wir in der Schule Mariens sind, möchte ich einmal hervorheben, dass Maria wirklich nur einen Wunsch hat: Uns näher zu Jesus zu bringen. Ihm sollen wir begegnen.

In der Februar-Botschaft 1998 hat sie zweimal ein Wort ausgesprochen, das uns wirklich helfen kann: Wir sollen über unser Gebet noch einmal nachdenken und es womöglich auch korrigieren. Sie sagt: Betet und kommt mir näher durch das Gebet. Damit aber sollen wir auch dem leidenden Jesus näherkommen, indem wir über Ihn meditieren und Sein Leiden und Seinen Tod betrachten.

Beten wir nicht nur, wenn wir Probleme haben
Ich nehme dieses Wort „Näherkommen” eigentlich jetzt als Kriterium für unser Gebet überhaupt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Eine Gefahr für unser Gebet ist es, wenn wir nur dann beten, wenn wir etwas brauchen oder wenn wir Probleme haben. Damit allein kommen wir nicht Maria oder Jesus näher. Denn wir beten in diesem Fall nicht, weil es uns um die Begegnung mit Gott geht, sondern um die Lösung unserer Probleme. Selbstverständlich ist es nicht verboten, zu bitten - um Heilung und Lösung der Probleme. Im Gegenteil, wir sollen darum bitten. Jesus selbst nennt das Beispiel von der Witwe, die um Mitternacht klopft, bis der gottlose Rechtsanwalt aufsteht und ihr tatsächlich hilft, damit er sie endlich loshat - also nicht aus Liebe oder Ehrfurcht, sondern um sich von ihr zu befreien. Aber wenn man nur in solchen Situationen betet, dann beten wir zwar wirklich - Aber es besteht die Gefahr, dass in unserem Leben nichts Geistliches geschieht, dass sich unser Herz nicht verändert, dass wir nicht Menschen des Friedens werden. Wenn wir nur für uns bitten, können wir nicht zu Menschen werden, die fähig sind zu verzeihen. Da sagen dann die anderen Leute: Der geht in die Messe, aber es ist nichts davon zu sehen in seinem Leben. Wenn wir es so anstellen, dass zwischen uns und Gott ständig Berge unserer Probleme sind, dann begegnen wir Gott nicht wirklich, sondern wir versuchen, Ihm unsere Probleme unterzuschieben, dass Er sie womöglich löst, weil Er allmächtig ist.

Versuchen wir, im Gebet Gott näher zu kommen
Das ist es, worauf uns Maria eigentlich aufmerksam machen möchte. Wir sollen zunächst versuchen, im Gebet Gott näher zu kommen. Maria näher zu kommen. Dann werden wir fähig sein, die Dinge zu begreifen, und dann werden wir - wie es in der Botschaft hieß - auch feinfühliger für das Wort Gottes werden und auch unsere  Herzen werden sich zum Besseren verändern. In der Januar-Botschaft sagt die Gospa im letzten Satz: „Ich bin euch nahe und bitte Gott für jeden von euch, damit Er euch Kraft gebe, das Herz zu verändern.” - Sie sagt: Kommt mir näher durch das Gebet. Das soll jetzt wirklich eine Aufgabe für uns sein.

Der Verzicht ist ein Prozess der Befreiung
Wenn wir die Schule Mariens ernst nehmen wollen, dann lassen wir uns von ihr zu Jesus führen. So ergibt sich der zweite Wunsch der Gottesmutter: Jesus näher zu kommen in Seinem Leiden. Dazu muss auch noch ein Wort gerechnet werden, das in der Botschaft auch vorkommt: „Entsagung”. So haben wir das Wort übersetzt, das auf Kroatisch etwa diesen Sinn hat, vielleicht auch „Verzicht”.  Ich weiß, dass wir uns nicht unbedingt freuen werden und sagen: „Gott sei Dank, Maria hat uns wieder zu Verzicht und Entsagung aufgerufen!” Leider sind da viel zu viele Missverständnisse zu finden. Gleiches gilt beim Fasten. Weil beim Fasten das Fasten für viele nur ein Verzicht ist auf etwas (man darf nicht essen oder man darf nicht genug essen), deshalb wartet man dann mit Spannung darauf, dass der Tag endlich mal zu Ende ist und man wieder alles essen darf. So wird Verzicht und Entsagung allgemein aufgefasst. Aber in der Tiefe der Sache selbst ist Verzichten und Entsagen ein Prozess der Befreiung!
Ich hoffe, dass Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben eine ähnliche Situation wie die folgende erlebt haben: Stellen Sie sich vor, sie arbeiten, und ihre Hände sind voll beschäftigt. Auf einmal kommt jemand, den sie gar nicht erwartet haben. Es ist ein Mensch, den sie liebhaben, den sie mit Sehnsucht erwarten. Nur in diesem Moment haben sie nicht auf ihn gewartet. Was geschieht? Sie werfen alles weg - vielleicht fallen ihnen wichtige Sachen aus der Hand -, und sie laufen, um der Person zu begegnen und sie zu begrüßen. Das ist ein Beispiel für die richtige Auffassung von Verzicht und Entsagung: Ich lasse weg, damit ich dann umso freier begegnen kann.
Was hindert uns, den anderen Menschen näher zu kommen? Wenn wir das finden, dann sollen wir wirklich umdie Kraft des Hl. Geistes bitten, dass wir befreit werden. Aber dass es solche Situationen gibt, braucht man, denke ich, nicht hervorzuheben. Immer wieder gibt es Missverständnisse: in den Familien und überhaupt in der Welt. Ich habe neulich jemanden fast etwas sarkastisch gefragt: Welche Sprache spricht deine Frau? Weil er mit gesagt hatte, er verstehe sich nicht mit seiner Frau. „Wieso, - welche Sprache?”, fragt er mich. „Wieso nicht?” sagte ich. „Wieso versteht ihr euch nicht? Entweder ihr sprecht eine andere Sprache oder etwas anderes liegt dazwischen, so dass ihr einander nicht hört und euch nicht mehr versteht. Wie oft hört man über dasselbe Problem zwischen Eltern und Kindern: „Ich versteh nicht mehr meine Eltern”, „Ich versteh nicht mehr meine Kinder”. Was ist das? Es ist nicht so, dass das Elternherz schlechter geworden ist oder auch Kinderherz. Aber oft sind Sachen zwischen uns, dass wir einander nicht mehr näher kommen können. Wir brauchen deshalb wirklich unbedingt die Reinigung - eine tiefe Reinigung unserer Herzen. Dann können auch unsere Worte rein werden; auch unsere Gedanken, unsere Taten, unser Verhalten. Die Fastenzeit ist dazu besonders geeignet.

Habt keine Angst zu fasten!
Habt keine Angst, zu fasten! Habt keine Angst zu verzichten auf Sachen, die ihr gerne habt. Nicht aus einem negativen Verhältnis dazu, sondern aus der Freude, dass Ihr dann befreit werdet, dass Ihr fähiger werdet, den anderen Menschen und Gott zu begegnen. Die Sache auf die man im Moment verzichtet, verliert man ja nicht. Oft fragen mich Eltern: Sollen auch die Kinder fasten? „Von mir aus”, sage ich, „Ja, aber auf eine andere Weise: Wenn ein Kind in der Fastenzeit von einer guten Tante eine Schokolade gerade am Mittwoch oder Freitag bekommt, sagen Sie dem Kind: `Lass die Schokolade für morgen. Sie gehört dir, aber verzichte heute darauf. Weil damit deine innere Freiheit eingeübt wird.`
Dass man nicht sofort greift und essen muss, dass man wirklich diese innere Freiheit bewahren kann - darum geht es bei dem, was uns Maria sagt; wenn sie uns den Rosenkranz vorschlägt, und auch das Gebet und die Hl. Messe und die Beichte. Und wenn wir Gott begegnen können, dann wird er uns alles andere einfach schenken. So möchte ich, dass dieser Abend uns allen hilft und uns einen neuen Impuls gibt, den Weg mit Maria zu gehen. Sie kennt den Weg. Sie ist ihn mit Jesus, ihrem Sohn, mitgegangen bis zum Kreuz und Tod - und schließlich auch bis zur Auferstehung.

Deswegen nennt der Papst in seiner Enzyklika von 1987 „Redemptoris mater” Maria die Mutter Jesu und Seine Lehrerin. Sie hat Jesus auch gelehrt. Sie kennt Jesus besser als alle anderen Heiligen zusammen, weil sie Seine Mutter ist. Daher kann sie uns helfen, Ihm näher zu kommen, besser als alle anderen Heiligen. Sie kennt den Weg und ermutigt uns, mit ihr zu gehen.
    
[1]     Vorstehender Artikel ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den P. Slavko am 26. Februar 1998 in der Bürgersaalkirche in München gehalten hat.

In der Gebetsschule der Gospa

Praktische Anleitungen für Medjugorje-Gebetsgruppen

"In der Gebetsschule der Gospa" gibt P. Slavko, auf Grundlage seiner Beobachtungen der Gebetsgruppen von Medjugorje, im Jahr 1988 für die OASE des Friedens, Wien - in einem Interview - Tipps zum gemeinsamen Beten. In ihrer erfrischenden Einfachheit und Klarheit haben diese Anleitungen nichts an ihrer Gültigkeit und Aktualität verloren.

Schon in den frühen 80er Jahren entstanden in Medjugorje Jugendgebetsgruppen, die eine Antwort auf den Aufruf der Königin des Friedens geben wollten. Könnten Sie uns etwas über diese Gebetsgruppen erzählen?
Die Gottesmutter wünschte sich im Sommer 1983 durch Jelena eine Gebetsgruppe. Diese Gebetsgruppe hat sicher einen besonderen Weg und erfährt eine besondere Erziehung auf ihrem Weg. Denn nach dem Zeugnis von Jelena wendet sich die Muttergottes direkt an diese Gruppe und führt sie. Durch diesen Wunsch der Muttergottes und das Bestehen dieser Gruppe wurden viele Menschen angespornt und begannen zu beten. Sie suchten eine Gebetsgruppe oder gründeten selbst eine. Viele fragen auch nach einer konkreten Form des Gebetes. Das Rosenkranzgebet, das Lesen der Hl. Schrift, die Mitfeier der Hl. Messe, die Beichte, hat die Gottesmutter selbst empfohlen. Da sich viele für das Gebet entschieden haben, entstand auch das Bedürfnis, gemeinsam in Gruppen zu beten. Die Muttergottes betont immer wieder in den Botschaften wie wichtig es ist, dass in der Familie gemeinsam gebetet wird. Sie möchte, dass jede Familie aktiv im Gebet ist, und dass man eines Tages auch die Früchte sieht. Denn durch das Gebet wächst die Familie im Frieden, in der Liebe und in der Gemeinschaft. Die Einladung zum gemeinsamen Gebet beschränkt sich aber nicht auf das Gebet in den Familien. Für viele, die auch außerhalb der Familie eine Gebetsgruppe gebildet haben, hat sich diese Einladung als Gnade erwiesen. Maria wünscht mit ihrer Einladung nichts anderes, als dass sich das verwirklicht, was Jesus gesagt hat. Ihre Einladung ist eine Einladung aus dem Evangelium. Jesus selbst verspricht dem gemeinsamen Gebet besondere Früchte, besondere Gnaden und besondere Erhörungen. Nicht umsonst hat er gesagt, dass, wenn sich zwei oder drei in Seinem Namen versammeln, sie alles bekommen werden, worum sie bitten. (vgl. Mt 18,19) Die erste Bedingung für eine Gebetsgruppe ist der Wunsch, miteinander zu beten. Das ist eine der großen Gnaden, die hier Gott durch die Muttergottes schenkt, nämlich, dass viele Menschen miteinander beten wollen.

Worauf muss man bei der Bildung einer Gruppe achten und was sind die Kriterien, damit sich diese fruchtbringend entfalten kann?
Wenn wir betrachten, wo sich die Gebetsgruppen in Medjugorje treffen, so ergeben sich die folgenden drei Gebetsorte: der Erscheinungsort (Podbrdo), der bereits durch die erste Begegnung der Gottesmutter mit den Sehern zu einem solchen wurde; dann der Kreuzberg (Krizevac) sowie die Kirche, wo das Gebet auf eine sakramentale Weise in der Hl. Messe und in der Hl. Beichte erlebt wird und wo auch gemeinsam der Rosenkranz gebetet wird. Die Gottesmutter bittet die Seher oft auf einen der beiden Berge, um mit ihnen zu beten. Auch aus der Hl. Schrift wissen wir, dass dem Berg eine besondere Bedeutung zukam, weil Gott dort Seinem Volk begegnete, sei es einzelnen Menschen wie den Propheten - denken wir an Mose, Elija und andere - oder dem ganzen Volk, das auf den Berg kam, um unter freiem Himmel zu beten. Die Muttergottes verlangt das Gebet auf dem Berg vielleicht deshalb, um uns die Allgegenwärtigkeit Gottes in Erinnerung zu rufen. Es ist wichtig für jede Gebetsgruppe, dass sie Orte wählt, an denen sie sich regelmäßig treffen kann und beim Beten und Singen nicht gestört wird, beziehungsweise selbst niemanden stört. Die Kirche erweist sich sicher als der beste Ort für das Gebet. Ist dies aber nicht möglich, kann man sich natürlich auch in einer Wohnung oder anderswo treffen. In diesem Fall ist es sehr wichtig, die notwendigen Bedingungen für das Gebet zu schaffen - eine Atmosphäre, die uns hilft, zu innerer Sammlung und zu einem tiefen Erleben des Gebetes zu finden. Dazu gehört unbedingt, dass man das Fernsehgerät abschaltet. Denn es ist wichtig, sich für die Zeit des Gebetes wirklich ganz Gott widmen zu können. Diese Gebetsatmosphäre ist hier in Medjugorje an allen drei Orten, an denen sich die Gebetsgruppen treffen, gegeben. Wenn wir beten, soll zum Ausdruck kommen, dass Gott jetzt den ersten Platz erhält. Denn so wie wir das Fernsehgerät abschalten, wenn uns ein Freund besucht, und wir mit ihm ungestört reden wollen, so können wir unser Innerstes Gott öffnen, indem wir bewusst die notwendigen äußeren Voraussetzungen für das Gespräch mit Ihm schaffen.

Zeit, Dauer und Häufigkeit des Gebetes
Die Gottesmutter sagt in einer Botschaft, dass man im Gebet aktiv sein soll. Diese Aktivität zeigt sich schon in der Schaffung eines geeigneten Ortes für das Gebet, was diesem selbst dienlich ist. Für die Gruppe ist es wichtig, dass sie neben dem Ort auch die Zeit vereinbart. Gehen wir zunächst auf die Zeit näher ein. Die Jugendlichen der Gebetsgruppen in Medjugorje treffen einander gewöhnlich am Abend zur Feier der Hl. Messe, beziehungsweise schon vorher zum Rosenkranzgebet. Nach der Abendliturgie besteht in der Kirche die Möglichkeit zur Anbetung und anschließend zum gemeinsamen Beten des dritten Rosenkranzes. An manchen Tagen jedoch treffen sich die Jugendlichen nach der gemeinsamen Messfeier und der Anbetung statt zum dritten Rosenkranz noch zum Gebet in der Gruppe. In der Regel ist der Abend eine günstige Zeit, sich zum Gebet zu treffen, weil die Pflichten des Tages wegfallen, und man am Abend leichter eine gemeinsame Gebetszeit finden kann. Außerdem können wir im Gebet wieder Erholung finden und neue Kraft für den nächsten Tag bekommen. Durch die Gebetsgruppen hier in Medjugorje entdecken wir aber noch weitere bedeutende Gebetszeiten. Die Gruppen von Marija und auch von Jelena gehen auf Wunsch der Gottesmutter oft sehr spät am Abend auf einen der Berge, etwa um 22 Uhr, oder um 22.30 Uhr, oder noch später. Es kommt häufig vor, dass sie den Sehern dann auch dort erscheint. Manchmal bittet sie die Gottesmutter, auch zeitig am Morgen auf einen Berg zum Gebet zu kommen. Durch diese Einladungen der Gottesmutter werden wir auf den Gebetsrhythmus der Mönche und Einsiedler in früheren Jahrhunderten wieder aufmerksam, die ebenfalls in der Nacht und zeitig am Morgen zum Gebet zusammenkamen, etwa um Mitternacht oder um drei oder sechs Uhr früh. In einigen Ordensgemeinschaften werden diese Gebetszeiten noch heute praktiziert. Wenn wir noch weiter zurückgehen - auf Jesus selbst -, so berichten uns die Apostel in der Bibel, dass Er oft nachts oder früh am Morgen auf einen Berg ging, um zu beten. Dazu rief Jesus auch Seine Jünger auf, wenn Er sagte: „Wachet und betet!" (Mk 14,38) Es kann für die Gebetsgruppen ein Impuls sein, sich manchmal auch zu verschiedenen Zeiten zum Gebet zu treffen. Für den Leiter einer Gruppe ist es wichtig zu wissen, dass eine Änderung der Gebetszeit eine neue Dynamik in die Gruppe bringen kann. Die Dauer des Gebetes wird jeweils verschieden sein. Die Gebetsgruppen in Medjugorje beten täglich drei bis vier Stunden. Anfangs wunderten sich viele über die Bedingung der Muttergottes an die Gruppe um Jelena, täglich drei Stunden zu beten. Doch Maria verlangte es - als unsere Mutter. Es ist daher empfehlenswert, dass sich eine Gruppe, wenn sie sich trifft, wenigstens eineinhalb bis zwei Stunden für das gemeinsame Gebet Zeit nimmt. Die Dauer des Gebetes hängt auch von der Größe der Gruppe ab. Für Gruppen mit durchschnittlich 30 bis 40 Mitgliedern wären eineinhalb bis drei Stunden durchaus denkbar. Hierbei können die Erfahrungen der Gebetsgruppen in Medjugorje als eine Einladung gelten. Mit den Überlegungen zu Zeit und Dauer des Gebetes ist auch die Frage nach der Häufigkeit der Treffen der Gruppen verbunden. Ich möchte wiederum von den Gebetsgruppen in Medjugorje ausgehen. Die große Gruppe trifft sich dreimal wöchentlich. Es wird jedoch sicherlich nicht für alle Gruppen durchführbar sein, sich mehrmals in der Woche zu treffen. Manche Gruppenmitglieder werden vielleicht durch Schule, Studium oder Beruf daran gehindert sein. Es ist aber wichtig, dass eine Regelmäßigkeit der Treffen festgelegt wird, die von allen Mitgliedern eingehalten werden kann. Wenn für Mitglieder der Gruppe aus beruflichen, familiären oder sonstigen Gründen eine Änderung der Gebetszeiten erforderlich wird, sollte der Gruppenleiter je nach Möglichkeit darauf Rücksicht nehmen, was natürlich von der Größe und der Flexibilität der Gruppe abhängig ist. Ein Gespräch mit allen Gruppenmitgliedern wird dazu erforderlich sein. Wichtig ist es, eine Entscheidung zu treffen, die es allen Mitgliedern gestattet, so oft und regelmäßig wie möglich teilnehmen zu können.

Wie soll ein Gebetstreffen gestaltet werden und was soll man beten?
Die Gruppe soll so beten, wie sie beten kann; entscheidend ist es, mit dem Gebet einmal zu beginnen. Man kann den Rosenkranz beten, einen kurzen Abschnitt aus der Hl. Schrift lesen, Lieder singen usw. Das Gebet kann durchaus sehr einfach sein. In dem Maß, in dem die Gruppe innerlich wächst, können neue Elemente eingefügt werden, wie die Stille, das Betrachten, das freie Gebet. Nach und nach wird es möglich sein, charismatische Elemente aufzunehmen. Wichtig ist, bei jedem Treffen zu erfassen, für welche Gebetsarten die Gruppe offen ist. Auf der anderen Seite soll eine Form nie zur einzig bestimmenden werden und dadurch eine Blockade bei den Gruppenmitgliedern hervorrufen. Eine lebendige Gruppe ist auch fähig, einige Formen beiseite zu lassen, um so im inneren Wachstum fortzuschreiten. Am Anfang kann uns eine bestimmte Form jedoch eine große Hilfe sein, weil sie unseren Gebetseifer in richtige Bahnen lenkt. All das Gesagte bezieht sich auf Gruppen, die ohne Priester zu beten beginnen. Wird jedoch eine Gruppe von einem Priester begleitet, sollte im Zentrum des Gebetstreffens die Hl. Messe stehen. Es ist gut, sich auf die Hl. Messe vorzubereiten, zum Beispiel durch das Beten des Rosenkranzes, wie es auch hier in Medjugorje geschieht. So werden wir schon gesammelt die Messfeier beginnen und sie tiefer erleben können. Die Muttergottes wünschte, dass wir auch nach der Hl. Messe im Gebet verbleiben. Denn oft gehen wir aus der Kirche und denken nicht mehr an Jesus, den wir soeben empfangen haben. Ist die Gruppe ohne Priester, kann sie am Abend gemeinsam zur Messe gehen und anschließend am vereinbarten Gebetsort weiterbeten. Alle unsere Treffen sollen zur Hl. Messe hinführen, dies gilt für jede Gruppe - wird sie nun von einem Priester begleitet oder nicht.

Braucht eine Gebetsgruppe einen Leiter, und welche Aufgaben sollte er erfüllen?
Vielleicht glauben manche, es sei nicht notwendig, dass jemand die Gebetsgruppe leitet, weil die Gottesmutter ohnehin ihre Hilfe und Führung versprochen hat. Es ist wahr, dass uns die Gottesmutter führt, aber dies schließt nicht aus, dass jemand da ist, der die konkrete Leitung übernimmt; der vorschlägt, wann und wo gebetet wird usw. Dieser Gruppenleiter soll jedem Einzelnen gegenüber sensibel sein sowie der Gruppe als Gemeinschaft. Wer eine Gruppe leitet, müsste vor allem erkennen können, wo sich die Gruppe und der Einzelne im Gebet befinden, um dies auch bei der äußeren Vorbereitung und Organisation zu berücksichtigen. Eine Regel besagt, dass eine Gruppe so schnell vorankommt wie sein letztes Mitglied. Schreitet ein Teil der Gruppe zu schnell voran, bleiben viele zurück; wenn sie zu langsam vorankommt, beginnen sich viele zu langweilen, weil die Dynamik ihrer Entwicklung gestört wird. Eine weitere Aufgabe des Leiters wird es sein, Hindernisse in der Gruppe zu erkennen und mit den Einzelnen oder der Gruppe darüber zu sprechen. So soll zum Beispiel jemand, wenn er an einem Abend nicht singen oder ein freies Gebet sprechen kann, offen sagen, dass er das heute nicht möchte oder nicht kann. Denn wenn einer sich nicht aktiv einbringt, sind wir geneigt zu glauben, dass derjenige nicht mitmachen will. Dies wiederum kann bewirken, dass sich auch andere im Gebet nicht öffnen. Wenn ich mein Schweigen nicht erkläre, so kann ich negative Reaktionen bei anderen auslösen, was das Wachstum und die Einheit der Gruppe gefährdet. Deswegen ist es wichtig zu sagen, heute kann ich nicht, ich bin müde, traurig, aber ich bin gerne hier. Der Leiter der Gruppe soll also auf jeden Fall Offenheit und Einfühlungsvermögen jedem Teilnehmer gegenüber mitbringen. Was nun die Organisation bezüglich des Gebetes selbst betrifft, ist es gut, wenn der Leiter die einzelnen Gruppenmitglieder motiviert, den Rosenkranz vorzubeten, Betrachtungen und Lieder vorzubereiten usw. Durch die Beteiligung Einzelner ist eine gewisse Dynamik innerhalb der Gruppe gesichert. Diese Vielfalt in der Mitwirkung ist für eine Gruppe sehr wichtig. Ich sehe in der Aufgabenteilung eine Erziehung zur Selbstständigkeit, die meist nur schrittweise gelingt; jedoch ist diese unbedingt notwendig, damit die einzelnen Teilnehmer oder die Gruppe nicht von einer Person abhängig werden. So ist der eine oder andere Teilnehmer vielleicht eines Tages fähig und motiviert, eine weitere Gruppe zu bilden. In diesem Zusammenhang ist grundsätzlich über die Beziehung des Einzelnen zur Gruppe zu bemerken: Der Einzelne darf die Gebetsgruppe nicht als einen Ort betrachten, wo er selbst viel bekommt, sondern seine Beziehung zur Gruppe ist als eine Interkommunikation zu verstehen; das heißt, je mehr jeder beiträgt, umso mehr kann jeder Einzelne auch empfangen und mitnehmen. Sicherlich kann und soll die Gruppe auch eine große Hilfe sein, wenn jemand Schwierigkeiten hat. Aber es wäre falsch, die Gruppe ständig als einen Ort zu sehen, wo man sich erholen und auftanken kann und wieder nach Hause geht. Dies wäre sicherlich eine falsche Einstellung, weil das die Gruppe zu sehr belasten und zu Konflikten führen würde.

Es ist für den Leiter wichtig zu wissen, dass er Konflikte, die in der Gruppe auftreten, auch offen zur Sprache bringen soll. Gelingt ihm das innerhalb der Gruppe nicht, kann er sich an ein Mitglied wenden, das zu den meisten einen guten Kontakt hat, und zu dem auch die anderen Vertrauen haben. An dieser Stelle möchte ich noch über die Beziehung der Gruppenmitglieder zueinander sprechen. Die Muttergottes selbst hat von der großen Gebetsgruppe in Medjugorje verlangt, dass sie sich zweimal wöchentlich zum Gebet trifft und ein drittes Mal zum Gespräch. Der Dynamik der Gruppe entsprechend sagte sie, dass sich manchmal die ganze Gruppe treffen soll, manchmal nur zwei, drei oder vier. Das heißt, dass sich die Methode, wie man Erfahrungen austauschte und über Schwierigkeiten sprach, veränderte. Das Gespräch fand zuerst in einer kleinen und später in einer größeren Gruppe statt. Zu bestimmten Zeiten, wie zum Beispiel im Advent oder in der Fastenzeit, wählten sich die Einzelnen ein anderes Mitglied aus, um sich auch außerhalb der Gruppe zu treffen, miteinander zu beten und spazieren zu gehen und sich dadurch auch menschlich besser kennenzulernen. Auch soll sich jeder dessen bewusst sein, dass über die Dinge, die in der Gruppe geschehen, außerhalb der Gruppe nicht gesprochen werden soll, damit das gegenseitige Vertrauen nicht zerstört wird. Wir haben nicht nur Hemmungen, unsere Probleme zu sagen, sondern noch öfter wagen wir es nicht, über die Gnaden zu sprechen, die wir empfangen. Das Vertrauen unter den Mitgliedern ist Voraussetzung, damit die Gruppe in jeder Hinsicht wachsen kann. In diesem Zusammenhang ist noch zu bedenken, ob eine Gruppe geschlossen oder für neue Mitglieder offen sein soll. Ich meine, beide Arten sind notwendig. Will eine Gruppe im Vertrauen zueinander in der Tiefe und in der Weite wachsen, erfordert dies zumindest eine gewisse Zeit der Geschlossenheit, denn jedes neue Mitglied würde eine neue Dynamik in das Gebet und in das Gespräch der Gruppe bringen. Die Mitglieder sollen sich absprechen, ob sie eine für andere offene oder geschlossene Gruppe sein möchten. So kann zum Beispiel festgelegt werden, ob sich jemand für einen gewissen Zeitraum, zum Beispiel für ein Jahr, zu entscheiden hat, bei der Gruppe zu bleiben. Aber diese Bindung kann wieder nur aus dem Wunsch kommen, beten und wachsen zu wollen.

Wie kann das Gebet einer Gruppe vertieft werden?
Wenn wir die Gruppe in Medjugorje als eine Art Modell sehen, dann muss erwähnt werden, dass diese Gruppe auch Einkehrtage machte. Dadurch konnten die Gemeinschaft, die Freundschaften und auch das Gebet vertieft werden. Das geschah immer in Übereinstimmung mit der ganzen Gruppe. Es wurde ein Termin gefunden, der allen entsprach. Die Schwerpunkte der Einkehrtage waren das Gebet und das Gespräch. Eine andere Form von Einkehrtagen sind Einzelexerzitien, welche die Gruppe von Ivan und Marija machte. In dieser Zeit traf man sich nicht zum gemeinsamen Gebet. Acht bis vierzehn Tage hindurch betete jeder alleine und ging unabhängig von den anderen zur Hl. Messe. Danach traf sich die Gruppe wieder und tauschte die gemachten Erfahrungen aus. Das Ziel solcher Einzelexerzitien ist, dass die Gruppenmitglieder im Gebet unabhängig voneinander werden, weil sich sonst krankhafte Beziehungen entwickeln können. Solche Pausen dienen durch vermehrtes persönliches Gebet dazu, die gegenseitigen Beziehungen zu vertiefen. Dasselbe gilt auch für den Sommer, für die Ferien, wenn sich die Gruppe abspricht, wie lange sie sich nicht treffen wird. Wir sollen diesen Abschnitt nicht als eine Zeit des Nicht-Beisammenseins erleben, sondern darin die Möglichkeit sehen, mehr allein beten zu können. Nach dieser Zeit, die für jeden Einzelnen neue Erfahrungen bringen wird, kann sich die Gruppe wieder treffen und ihren Weg gemeinsam weitergehen. Es ist wichtig, dass von Zeit zu Zeit, zum Beispiel ein- oder zweimal im Monat, von den Gruppen sogenannte Versöhnungsfeiern organisiert werden, wo das Gewissen durch Betrachtung und Gebet erforscht wird und die Möglichkeit zur Beichte besteht. Deshalb sollten dazu auch Priester eingeladen werden. Zu bestimmten Zeiten, etwa vor Weihnachten, Ostern oder Pfingsten, kann die Gruppe für ein bestimmtes Anliegen eine Novene beten. Auch dadurch wird der Zusammenhalt der Gruppe gestärkt. All das Gesagte kann eine praktische Anregung und eine Antwort auf Fragen sein, die in Gebetsgruppen auftreten. Es soll eine Hilfe sein, Schwierigkeiten innerhalb der Gruppe besser zu erkennen und zu lösen, damit die Gnade Gottes in uns leichter zum Wirken kommt. Entscheidend ist jedoch unser Wunsch zu beten und geistig zu wachsen, denn unsere erste Aufgabe als Christen soll es sein, uns ganz nach diesem Wachstum zu sehnen. Dann wird durch einen jeden von uns offenbar, was wirkliches Christsein bedeutet.

Die Eucharistie soll euer Leben sein

Als katholische Christen glauben wir, dass  Jesus in der Eucharistie anwesend ist und zwar als wahrer Gott und wahrer Mensch. Daher ist die Eucharistie ein spezieller "Ort", wo man Jesus begegnen kann. Im eucharistischen Geschehen verwirklicht sich auf eine mystische Weise das ganze Leben Jesu von der Empfängnis bis zur Himmelfahrt mit dem Hinweis auf sein zweites Kommen in Herrlichkeit.
Am Anfang jeder Messe bitten wir um Verzeihung unserer Sünden und erfahren so die Versöhnung. In den Lesungen spricht er zu uns als Lehrer, er opfert sich für uns auf und durch die heilige  Kommunion begegnen wir Jesus in besonderer Weise als demjenigen, der heilt. "Sprich ein Wort und meine Seele wird gesund", sprechen wir vor dem Empfang der Hl. Kommunion.
Wenn wir die Botschaften Mariens im Hinblick auf die Eucharistie anschauen, dann finden wir eher praktische Hinweise als eine dogmatische Erklärung des eucharistischen Geschehens. In dieser Darstellung möchte ich Ihnen, liebe Leser, gerade diese praktischen Hinweise kurz anführen.

Betet vor der Hl. Messe
All diejenigen, die einmal eine Wallfahrt nach Medjugorje gemacht haben, erinnern sich, dass vor der Hl. Messe zwei Teile von dem Psalter gebetet werden - die freudenreichen und schmerzhaften Geheimnisse des Rosenkranzes, als Vorbereitung auf die Hl. Messe. Es besteht zugleich Beichtgelegenheit und in dieser Vorbereitungszeit kommt auch, wie wir glauben, Maria. Wir versammeln uns aus allen Teilen der Welt, beten zusammen, dann erscheint Maria, sie betet für und mit uns, segnet uns und bereitet uns so auf ihre Weise für die Hl. Messe vor. Ihre Aufgabe und ihr Wunsch ist es, uns zu Jesus zu führen. Da Er in der Eucharistie auf besondere Weise anwesend ist, will sie uns helfen die Messe tief zu erleben.
Medjugorje wird von vielen Menschen "Die Schule Mariens" genannt und erfahren. Es wäre für alle Pilger wichtig, sich auch zu Hause in derselben Weise auf die Hl. Messe vorzubereiten. Sicherlich werden viele antworten: „Aber in unserer Kirche gibt es keine Vorbereitung"! Es stimmt, dass nirgendwo auf der Welt täglich vor der Messe zwei Rosenkränze gebetet werden, aber trotzdem ist es möglich allein, oder in einer kleineren Gruppe sich die Vorbereitungszeit zu nehmen, auch außerhalb der Kirche. Fragen wir uns wenn wir zu Fuß oder mit dem Auto zur Kirche fahren: Wie gestalten wir diese Zeit? Worüber sprechen wir? Man kann sich hier ebenso im Gebet vorbereiten.

Fastet vor der Hl. Messe
Zu der Vorbereitung durch das Gebet kommt auch die Vorbereitung durch das eucharistische Fasten  hinzu, die allen älteren katholischen Christen gut bekannt ist. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil durfte man lt. Kirchengesetz von Mitternacht bis zum Empfang der Hl. Kommunion nichts essen und nichts trinken. Dadurch geschah etwas sehr Wichtiges; auch unser Leib wurde so für die Begegnung mit Jesus im Brot vorbereitet. Aus praktischen Gründen wurde diese Zeit auf drei Stunden verkürzt. Bei der Liturgieerneuerung wurde auch die Abendmesse erlaubt, was es unmöglich machte, von den Gläubigen zu verlangen, den ganzen Tag weder zu essen noch zu trinken. Die drei Stunden spielten sicherlich eine wichtige Rolle der Vorbereitung auf die Hl. Messe, sie wurden aber weiter auf eine Stunde verkürzt und diese ist fast aus dem Bewusstsein der Gläubigen entschwunden. Mit der mangelnden Vorbereitung verliert sich im allgemeinen der nötige Respekt vor dem eucharistischen Geheimnis und die Möglichkeit, darin einzutauchen. Wenn aber die Eucharistie nicht gelebt wird, fehlt dem christlichen Leben die zentrale Begegnung mit Jesus und somit verliert sich das Christliche schlechthin. Maria hat uns zum Leben mit Brot und Wasser aufgerufen. Im Bezug auf die Eucharistie kann man das zweitägige Fasten verstehen. Indem wir zwei Tage nur mit Brot leben, öffnet sich unser Herz dem himmlischen Brot.

Bleibt mit Jesus
Maria verlangt nicht nur eine Vorbereitung auf die Hl. Messe, sondern dass wir auch danach noch eine Zeit im Gebet verbleiben. Wir wissen, dass viele Gläubige dies nicht tun, sondern sofort nach dem Schlusssegen die Kirche verlassen. Wir empfangen die Kommunion unter dem Aspekt der Heilung, wenn wir beten: "Sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund"! Wir sollten uns daher einfach noch Zeit nehmen um ganz bewusst mit Jesus zu bleiben und Ihn um Heilung bitten. In Medjugorje beten wir ein ganz einfaches Heilungsgebet, womit wir zunächst Jesus Dank sagen für Seine Anwesenheit. Nach der Danksagung bringen wir vor Jesus all das, was in unseren Herzen ist, und dann weihen wir uns Maria, und mit ihr, im Glauben der Kirche, beten wir um die Heilung. Dieses Gebet dauert etwa 15-20 Minuten. Im Anschluß betess wir noch die glorreichen Geheimnisse des Rosenkranzes. Jeden Donnerstag nach der hl. Messe folgt für ungefähr eine Stunde die eucharistische Anbetung, die mit dem Heilungsgebet endet. Am Freitag beten wir nach der Hl. Messe vor dem Kreuz und dieses Gebet ist eigentlich immer ein Heilungsgebet. Wir antworten so auf den Wunsch Mariens, dass die Hl. Messe im Zentrum unserer Gebete sein soll. Wir sollen uns einfach die Zeit nehmen. Um Zeit zu haben, braucht man nicht einen längeren Tag sondern Liebe, denn die häufigste Entschuldigung ist gerade diese, dass man keine Zeit habe. Daher wäre es wichtig, anzufangen zu beten und um den Geist des Gebetes zu bitten.

Die Hl. Messe soll euer Leben sein
Wenn wir uns, wie vorher beschrieben, auf die Eucharistie vorbereiten, dann wird die Messe unser Leben und so kann auch unser Leben zur Messe werden. Die Heilige Messe hat verschiedene Dimensionen, die wir erleben dürfen. Wir erfahren zu Beginn der Messe die Versöhnung durch die Bitte um Verzeihung für unsere Sünden. In der Folge spricht Gott zu uns und lehrt uns durch die Texte, die bei der Messe gelesen werden. Anschließend bringen wir vor Gott unsere Gebete und unsere Gaben dar. In seiner unermesslichen Güte gibt uns Gott seine göttlichen Gaben - den Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus - zurück: Wir empfangen die Hl. Kommunion, beten um Heilung, werden gesegnet und mit den Worten "Gehet hin in Frieden" entlassen. Bei jeder Mitfeier der Hl. Messe sollten wir geistig erfrischt, geheilt, durch das Wort Gottes erleuchtet und mit dem Leib Christi gesättigt, ins Leben zurückkehren.

Euer Leben soll eine Messe werden
Zwischen unserem Alltag und der Heiligen Messe sollte ein tiefes Verhältnis entstehen, sodass nicht nur die Messe unser Leben, sondern auch unser Leben zur Messe wird. Es ist nicht schwer dies alles zu verstehen. Schon mit dem ersten Schritt nach der Hl. Messe, den wir außerhalb der Kirche tun, kann unser Leben zur Messe werden. Jedes Mal, wenn wir jemandem verzeihen und um Verzeihung bitten, verwirklicht sich das eucharistische Geschehen. Ebenso, wenn wir zu anderen Menschen, besonders in der Familie, über Gott sprechen, zusammen beten oder die Heilige Schrift lesen, oder wenn wir jemandem etwas Gutes tun, unsere Gaben dem anderen zu Verfügung stellen, wenn wir dem Nächsten einen guten Rat geben oder trösten, verwirklichen wir den Wunsch Mariens, weil unser Leben für die anderen zur Messe geworden ist, im Hinblick auf alle Dimensionen der Messe. Sollte jemand z.B. in der Kirche um Verzeihung bitten und zu Hause oder allgemein im Leben selbst nicht verzeihen wollen, so unterbricht er das eucharistische Geschehen. Er verhält sich wie der größte Egoist, der von Gott für sich Verzeihung erlangen will, aber sie nicht weitergeben möchte. Ein solches Verhalten widerspricht gänzlich dem eucharistischen Geschehen. All das was wir von Gott empfangen, sollten wir auch weitergeben. Jede Gabe, die wir nur für uns selbst behalten wollen, wird erstickt und kann keine Frucht bringen.
Als uns Jesus Seine reale Anwesenheit geschenkt hat, wollte Er, dass wir eucharistische Menschen werden, d.h., dass wir bereit sind für die anderen das zu tun, was Er für uns schon getan hat. Ich wünsche Ihnen allen, liebe Leser und Freunde von Medjugorje, und uns allen, die wir uns in der Schule Mariens befinden, dass wir mit Maria auf dem Weg bleiben und uns von ihr führen lassen. Dann werden wir auch mit dem Herzen verstehen, dass es auf ihre Fürsprache möglich ist zu eucharistischen Menschen zu werden, die von Gott unaufhörlich reich beschenkt werden, und so den anderen Menschen und der ganzen Welt Zeugen seiner Liebe und seines Friedens werden.

Beitrag von P. Slavko Barbaric für die Zeitschrift "medjugorje aktuell" Heft 42

Die Beichte ist unser "JA" zu Gott

Wie wir bereits wissen, lädt uns Maria zur monatlichen Beichte ein. In Ihrer Botschaft vom 24. März 1985 hat uns Maria zur Beichte eingeladen als Bedingung zur Feier Ihres
Festes der Verkündigung. So können wir verstehen, was die Beichte in erster Linie ist. Für uns ist sie wie die Verkündigung: ja zu Gott zu sagen. Wie Maria durch Ihr Ja Evas Nein berichtigt hat, so können wir in der Beichte unsere Neins Gott gegenüber gutmachen; und wenn wir gereinigt sind und uns vergeben ist, dann können wir unser neuerliches Ja geben. Mit diesem Ja in der Beichte, in der wir um Vergebung gebetet und selbst vergeben haben, können wir zum Fest des Herrn in Seinem Frieden gehen.

Um die Beichte gut zu verstehen, müssen wir über die Umkehr sprechen
Die Beichte ist der Augenblick unserer Wahrheit. Wenn wir unser Leben, unsere Worte und unser Verhalten im Lichte Gottes sehen, dann können wir nur durch diese Wahrheit Frieden und innere Freiheit erlangen. Viele Menschen haben mit der Beichte Schwierigkeiten. Selbst Menschen, die gut sind und die weder schwere noch kleinere Sünden zu tragen haben, fragen sich, was sie denn zu beichten hätten. Ich glaube, dass wir hier einen wichtigen Punkt unserer christlichen Mentalität berühren müssen. Viele wissen nur, wie man beichtet, wenn sie schwere Sünden begangen haben. Um die Beichte wirklich gut zu verstehen, müssen wir über die Umkehr sprechen. Die Umkehr hat zwei Dimensionen. Die erste besteht im Kampf gegen die Sünde, das Böse, die Zerstörung, und darin, um Vergebung, Heilung und Versöhnung zu bitten. Die zweite Dimension ist das Wachsen im Guten, im Frieden, in der Liebe und im Glauben.
Noch einmal, wenn wir keine großen Sünden begangen haben, müssen wir uns im positiven Sinn fragen, was wir hätten besser machen können. Wir beichten ein hässliches Wort, wenn wir jemanden beleidigt haben, aber ein freundliches Wort, das ungesagt blieb, kann auch verwunden und Probleme bereiten. Wir müssen im spirituellen Leben wachsen und einfühlsam für unsere Mission werden. Ich erinnere mich an den Rat des verstorbenen Kardinals Hans Urs von Balthasar: „Wenn jemand zu dir beichten kommt, und sagt: ‚Ich weiß nicht, was ich sagen soll’, dann danke Gott für diesen Menschen und frage ihn, ob er in allen Lebenssituationen Gott über alles und den Nächsten wie sich selbst geliebt habe.“ Wenn wir das tun, werden wir Situationen finden, für die wir um Vergebung bitten, unser Herz öffnen und weiter wachsen können. Ich sage das nicht, um jemandem zu helfen, überall Sünden zu finden, sondern um ihn fähig zu machen, all die Möglichkeiten zu entdecken, wo er Gutes tun kann. Wenn wir das tun, dann bitten wir Gott und unseren Nächsten um Vergebung für das, was wir nicht getan haben oder für das, was wir hätten tun können. Womit wir Liebe, Glaube, Hoffnung, Frieden, die Seele und den Körper zerstören, ist nicht nur die Sünde. Sünde ist auch das, was wir unterlassen, um in den Tugenden zu wachsen. Unsere eigene Wahrheit im Lichte Gottes zu sehen und Ihm zu erlauben, unsere Wahrheit zu werden, ist für uns alle eine große Botschaft auf dem Weg zum Frieden. Nur der, der vergibt und Vergebung annimmt, kann Frieden haben, und nur der, der Frieden hat, indem er mit Gott, den Nächsten und mit sich selbst versöhnt ist, kann weiter wachsen.

Aus der Botschaftsbetrachtung vom 25. Januar 1995, Quellennachweis: Buch folge mir auf dem Weg der Heiligkeit! Band 2

Gott und der erste Platz in unserem Leben

"Liebe Kinder! Heute lade ich euch ein, dass ihr begreift, dass ihr ohne Liebe nicht begreifen könnt, dass Gott den ersten Platz in eurem Leben haben soll. Daher lade ich euch, meine lieben Kinder, alle ein, nicht mit menschlicher, sondern mit göttlicher Liebe zu lieben. So wird euer Leben schöner werden und ohne Interesse. Ihr werdet begreifen, dass Gott sich aus Liebe auf einfachste Weise gibt. Meine lieben Kinder, betet, betet, betet, um meine Worte begreifen zu können, die ich euch aus Liebe gebe, und ihr werdet mit Liebe die anderen annehmen können und all denen verzeihen, die euch Böses angetan haben. Antwortet mit Gebet, denn das Gebet ist Frucht der Liebe zu Gott, dem Schöpfer. Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid."
(Monats Botschaft vom 25.09.1997)

Ist Gott auf dem ersten Platz in unserem Leben?
Maria hat uns aufgerufen, dass wir uns fragen, wo Gott eigentlich in unserem Leben steht, an welchem Platz Er sich befindet. Im ersten Satz der Botschaft ruft Sie uns auf zu beten, damit wir begreifen, dass wir ohne Liebe nicht verstehen können, dass Gott auf dem ersten Platz in unserem Leben sein soll. Also bleibt die Frage immer bestehen: Ist Gott auf dem ersten Platz in meinem Leben? Man kann die Sache so verstehen: Maria bezieht sich auf das erste Gebot Gottes: Ich bin Dein Gott, du sollst keinen anderen Gott außer mir haben! In Wirklichkeit kann man sagen, dass es vier Kandidaten gibt, die den ersten Platz in unserem Leben, in unserem Herzen, einnehmen möchten. Der erste Kandidat sind wir selbst, wir können also den ersten Platz in unserem Herzen selbst einnehmen. Das heißt, wir können oder wir sind in Gefahr, uns selbst anzubeten. Wenn ein Mensch sich selbst auf den ersten Platz in seinem Leben setzt, dann ist er immer versucht, die anderen schlecht zu machen, die anderen klein zu machen, damit er immer groß bleiben kann. Ein solcher Mensch ist ein Egoist, der die eigene Position ständig verteidigt und über die anderen schlecht spricht, sie klein macht und versklaven möchte. Es ist nicht gut, dass der Mensch sich selbst anbetet. Das Gebot der Liebe gilt ständig: Wir sollen den anderen lieben wie uns selbst. Der Mensch muss sich also selbst lieben, aber er darf sich nicht selbst anbeten.

Wenn eine Person auf dem ersten Platz steht - dann sind wir versklavt!
Der zweite Kandidat ist eine andere Person. Wenn ein anderer Mensch den ersten Platz in unserem Leben bekommt, dann sind wir versklavt, dann tun wir, was er will und nicht, was wir tun sollten. Es geschieht leider zu oft in der heutigen Zeit, dass ein Mensch einen anderen Menschen anbetet. Deswegen hören wir oft das Wort ‚Identitätskrise’, d.h. der Mensch weiß nicht, wer er ist. Wie kann er aber wissen, wer er ist, wenn er einem Menschen und nicht Gott folgt? Deswegen waren in der ganzen Geschichte und auch in der modernen Zeit die Diktaturen möglich, weil der Mensch sich selbst völlig einem anderen Menschen unterwirft und bereit ist, alles zu tun, was der andere Mensch will. So geschah es im Kommunismus und in allen anderen Diktaturen. So geschieht es in jedem Krieg, dass ein Mensch Böses tut, Gewalt ausübt und am Ende sagt: „Der andere hat es mir gesagt!“ Es ist des Menschen nicht würdig, dass er sich einem anderen Menschen unterordnet. Den anderen muss man lieben, aber man darf ihn nicht anbeten.

Wollen wir immer mehr haben?
Der dritte Kandidat sind die materiellen Dinge. Wenn materielle Dinge auf dem ersten Platz in unserem Leben sind, dann gibt es nur eine Regel: mehr zu haben. Bei dieser Regel ist alles erlaubt, um eben mehr zu haben: Betrug, Gewalt, Diebstahl, Unehrlichkeit - also alle Mittel sind erlaubt, damit man mehr haben kann. Die materiellen Dinge sind ein schrecklicher Herrscher. Sie machen den Menschen blind für das, was er hat, und öffnen die Augen für das, was er nicht hat. Der Mensch hat keine Chance, Frieden zu haben, und zerstört sich selbst, die anderen Menschen, die eigene Familie, und ist bereit, die ganze Welt zu zerstören, um mehr zu haben. Es ist eines Menschen nicht würdig, dass er den materiellen Dingen den ersten Platz in seinem Leben gibt.

Gott bietet sich uns an!
Der vierte Kandidat ist Gott selbst. Er bietet sich an und Er möchte uns dienen als Brot, als Weg, als Wahrheit, als Leben, als Licht, als Liebe, als Barmherzigkeit. Er möchte uns dienen, damit wir den anderen Menschen und dem Leben überhaupt dienen können. Er bietet jedem Menschen den Frieden und auch das Wohlergehen an. Die Bedingungen aber sind klar: Kehre um! Bete und faste! Glaube und vertraue! Sei barmherzig und gütig! Liebe die anderen! Erkenne in den anderen Gott und liebe sie! Dies ist aber nicht leicht. Deswegen glauben wir oft viel lieber uns selbst, anderen Menschen und den materiellen Dingen und hoffen, dass sie uns den Frieden verschaffen. Alles ist Lüge, außer dem, was Gott uns sagt. Der Friede ist nur möglich durch die Liebe zu Gott, zu den anderen Menschen und zu sich selbst. So möchte ich euch alle einladen, ständig zu beten, dass Gott uns von den falschen Göttern befreie und dass Er den ersten Platz in unserem Leben einnehmen möge.

Quellennachweis: Buch folge mir auf dem Weg der Heiligkeit! Band 2